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1. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 1

1910 - Hannover : Helwing
für jnternationah S;' ^ ? ung Werscht A über das Landgebiet der Provinz Hannover. Unser Heimatland, die Provinz Hannover, nimmt die Nordwestecke des großen deutschen Vaterlandes ein. Sie reicht von den mit dunklen Tannen bewachsenen Höhen des Harzgebirges bis hinab zur stürmischen Nordsee und von dem stolzen Elbstrome bis in die stillen Moorgebiete an der Grenze Hollands. Auf der Karte sehen.wir, daß die Grenze des deutschen Gebirgs- und Tieflandes durch unsere Provinz zieht. Der gesamte nördliche Teil, etwa 2/3 des Landes, liegt als weites Flachland da, während das kleinere südliche Stück ein Bergland ist. Das Bergland läßt sich aber bei näherem Hinschauen auf die Karte in zwei deutlich hervortretende Stücke scheiden. Da hebt sich aus der Masse der kreuz und quer lausenden Bergzüge ein geschlossenes und höheres Gebirge heraus, das ist der. Harz. Um dieses Harzgebirge herum legt sich im Sw., W. und Nw. dann das vielge- staltige hannoversche Hügel- und Bergland. Auch im Flachlande treten zwei in Aussehen und Größe verschiedene Gebiete hervor. Da bedeckt fast die ganze breite Fläche von dem Fuße des Berglandes bis nahe an das Meer ein von großen Heiden und Mooren durchzogenes Geestland. Dann zieht an den Unterläufen unserer großen Flüsse und am Meere entlang ein schmaler Landsaum, der durch seine Fruchtbarkeit bekannt und berühmt ist; das sind unsere stolzen Marschen, denen als natürlicher Schutzwall gegen das unruhige Meer ein schmaler Jnselkranz vorgelegt ist. Meyer, Heimatkunde. 1

2. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 29

1910 - Hannover : Helwing
— 29 — 1. Tas Weserflachland. Aussehen. Ein flüchtiger Blick über das Weserflachland legt uns die Vermutung nahe, daß dieses Landstück eine landschaftliche Ein- heit ist. Diese Vermutung wird uns zur Gewißheit, wenn wir uns die Flüsfe Oker, Fuse, Leine, Weser, Hunte und Aller mit ihren breiten durch fruchtbaren Schlamm ausgefüllten Talmulden einmal aus dieser Ebeue hinweg denken. Wo in flachen Bodensenken das Wasser keinen Abfluß fand, da bildeten sich ausgedehnte Moore oder auch kleine Seen. Die trockenen Landrücken, die wie breite Sandwehen am Meeresstrande (Dünen) die Fläche durchziehen, sind von lichten Kiefernwäldern bedeckt, die an ihren in das Moor hinabsteigenden Rändern von Erlen, Eichen, Eschen und Weiden umsäumt sind. Wo sich Lehmboden mit dem Sande mischt, da ist das Land durch sorgsame Pflege in fruchtbares Ackerland umgewandelt oder mit prächtigen Eichenwäldern bestanden. Wo die vorgenannten Flüsfe für genügende Abwäfferung und durch Ablagerung von fettem Schlamm für ertragfähigen Boden gesorgt haben, da ziehen üppige Wiesengelände und wogende Weizenfelder und saststrotzende Rüben- äcker deu Blick auf sich. Gewässer. In einem breiten fruchtbaren Ufergürtel zieht die Weser von der westfälischen Pforte nordwärts. Sie fließt an der zu Westfalen gehörenden größeren Stadt Minden vorbei und hält diese Richtung inne bis zur Mündung der Aller bei Verden. Die starken Wassermassen der Aller lenken den Weserlauf nach Nw. ab. Der Zu- fluß der Hunte zwingt dann später den Flußlaus wieder in die Nord- richtung. Unterhalb Bremerhafen erreicht die Wefer dann das offene Meer, die Nordfee. Auf diefer Tieflandstrecke ihres Laufes ergießen sich von links her die Aue und die Hunte in die Weser, während von rechts her die Aller, Lesum und Geeste zuströmen. Die Aue entspringt am Nordfuße des Wiehengebirges bei Lübbecke. Sie entwässert das große Moor und das Wietingsmoor und mündet dann bei Nienburg. Die Hunte entspringt im Osnabrücker Berglande, durchbricht in einem Onertal das Wiehengebirge und ergießt sich dann unterhalb Lemförde in den Dümmer (diup meri — tiefes Meer). Dieser See ist der zweitgrößte unseres Landes (24 qkm) und ist 2—5 m tief. Fast ringsum ist er von Mooren eingeschlossen; nur an der Ostseite hat er festen Boden, Das Schilfdickicht, welches seine Ufer umzieht, ist die Heimat vieler Wildenten und anderer Wasservögel. Bei der Stadt Diepholz verläßt die Hunte den See und fließt in sumpfigen Ufern nach Norden bis nach der Stadt Oldenburg, der Hauptstadt des Großherzogtums gleichen Namens. Dann wendet sie sich nach Nordosten und mündet bei Elsfleth. Die Aller entspringt in unserer Nachbarprovinz Sachsen. Schon auf sächsischem Gebiete treten Sumpfstrecken au ihre Ufer, die ihreu trägen Lauf von da bis zur Mündung bei Verden fast ununterbrochen begleiten. Aus der Lüneburger Heide, deren Südrand sie begleitet, empfängt sie die Ortze und Böhme. Die größten Beiflüsse fließen ihr jedoch von links zu. Vom Oberharz kommt die Oker, deren Quellengebiet wir schou im Harze kennen gelernt haben. Sie tritt bei dem Hüttenwerke Oker aus dem Gebirge, durchfließt in breiter Ebene, von großen Steinschuttmassen begleitet, bis Braunschweig in nördlicher Richtung, wendet sich

3. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 9

1910 - Hannover : Helwing
Walkenried. Später leitete man von allen Tälern Wege in das Gebirge, und jetzt führen von allen Seiten Eisenbahnen in den Harz. (Suche die Harzbahnen nach der Karte auf). Wie fehr dem Bergmann oben in der eigentlichen Harzlandschast die Herrschaft gehört hat, beweist die Geschichte der größeren Ansied- hingen im Harze. Alle Städte des Oberharzes sind entstanden _ und aufgeblüht durch den Bergbau; es sind ihrer 7, die man die sieben Bergstädte nennt. Sie heißen: Klansthal, Zellerfeld, St. Andreasberg, Lantenthal, Altenau, Wildemann und Grund. Klausthal (8600 Einw.) ist die Hauptstadt des Harzes; sie hat eine Berg- akademie und ist Sitz des Königlichen Oberbergamtes. Durch den Zellbach von Klausthal getrennt liegt Zellerfeld (4400 Einw.). St. Andreasberg (4000 Einw.) hat neben dem Bergbau große Vogelzucht und ist Luftkurort; Grund und Altenau siud heute vorwiegend Bäder, und Lautenthal und Wildemann beginnen es zu werden. Auch die beideu bedeutendsten Städte am Fuße des Oberharzes, Osterode und Goslar, standen in inniger Beziehung zum Bergbau. In Osterode liegt das alte Harzer Kornhaus; aus diesem Kornmagazine be- ziehen noch heute die Bergleute deu größten Teil ihres Brotkorns. Osterode (7300 Einw.) blüht auf durch lebhafte Industrien (Lederfabriken, Wollwaren- fabriken, Gipsmühleu und Holzfägewerke). Goslar ist der Ausgangspunkt des Harzer Bergbaues, ja überhaupt der Besiedelung des Harzes; seine Bedeutung für das Harzgebirge läßt sich kaum völlig erschöpfen. „Unter Kaiser Otto wird Goslar (Lager am Gießbache) zuerst in einer auf uns gekommenen Schrift er- wähnt. Die villa Goslar am Fuße des Rammelsberges lag inmitten des großen Königsgutes, zu dem der gesamte Oberharz und auch das breite Vorland am Nordfuße des Gebirges gehörte. Die Pfalz Werla, vou wo aus sich schon Heinrich I. der audriugeuden Ungarn erwehrte, lag an der Nordgrenze des großen Reichs- und Königsbesitzes bei dem heutigen Orte Burgdorf an der Oker. Als sich die Wälder in der Ebene lichteten, war dies Königshaus für die Jagden im Harzer Bannwalde etwas abseits gelegen. Dem Bedürfnis, einen näheren am Gebirge gelegenen Ausgangspunkt für die Jagden zu haben, mag Goslar seine Entstehung verdanken. Der erste der Kaiser, der oft und länger in Goslar weilte, ist Heinrich Ii.; ihm dankt auch der Ort die Erweiterung zur Stadt. Dieser Sachsenkaiser und die folgenden aus dem Stamme der Franken schufen den kleinen Ort zu einer herrlichen Residenzstadt um. Heinrich Iii. ließ in seinem geliebten Goslar durch den klugeu Mönch Beno den stolzen Dom, von dem nur noch die eigentümliche Vorhalle zu sehen ist, und das berühmte Kaiserhaus, deu ältesten uns erhalteueu Palast Deutschlands, erbauen. Von dem Kaiserhause siud die Nebenbauten verschwunden; der noch vorhandene Teil ist derjenige, in welchem die Reichsversammlungen abgehalten wurden. Vou dem Flügel, der die Wohn- gemacher euthielt, sind nur noch die Grundmauern zu sehen. Dieses Kaiserhaus liegt auf der Höhe des Kaiferbleeks. Heinrich der Schwarze konnte von hier aus die Stadt und seine Bauten überschauen. Es sollen hier elf deutsche Kaiser kürzere oder längere Zeit gewohnt haben und nicht weniger als 23 stolze Reichstage abgehalten sein. Der stolze Bau ist in seiner Geschichte ein Abbild des Deutschen Reiches; er ist wie dieses dem Verfalle und der Verachtung preisgegeben worden, und uoch im Anfang des vergangenen Jahrhunderts hat er als Getreidespeicher gedient. Als der Gedanke der Reichseinheit um die Mitte jenes Jahrhunderts im . deutschen Volke wieder auflebte, da gedachte man auch dieses alten Wahrzeichens

4. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 11

1910 - Hannover : Helwing
— 11 — südliche Stück wird nach Norden durch die Talfurche abgeschieden, die von Herzberg a. H. bis Holzminden a. W. reicht. Dieses Gebiet ist die süd hannoversche Hoch platte, die aus Muschelkalk und Bunt- sandstein besteht und darum tiese Talriuueu ausweist. Das zweite Stück muß als das Bergland der mittleren Leine bezeichnet werden. Es hat von Holzminden bis Hameln die Weser als Westgrenze, im Osten stößt es an den Harz; die südliche Grenzlinie zieht von Herzberg bis Holzminden, wie sie schon vorhin genannt war, und die Nordgrenze läuft von Hameln auf Hauuover und von dort weiter uach Peine und Goslar hin. Westlich der Linie Hameln-Hannover beginnt dann das dritte Stück des hannoverschen Berg- und Hügellandes; wir nennen es das Kohlen- bergland der Weser, die bei Minden durch diese Züge bricht. 1. Die südhannoversche Hochplatte. Aus der südhannoverschen Hochplatte heben sich drei Landschaften deutlich gegeneinander ab. Da liegt zunächst unmittelbar am Harzfuße das Eichsfeld, von dem nur das untere Eichsfeld zur Provinz Hannover gehört. Weiterhin von den Randhöhen am rechten Leineufer bis westlich zur Weser zieht sich das wechselvolle Göttinger-Grub en Hägen er Bergland hin, und eudlich steht am nordwestlichen Zipfel der uuge- gliederte Sandsteinblock des Sollings. a) Eichsfeld. Das untere Eichsfeld, uufer hannoversches Stück, deckt sast genau die Fläche, aus der die Rhume bis zur Mündung der vereinigten Harzflüffe Oder und Sieber ihr Waffer bezieht. Das Eichs- feld ist überall als arm und unwirtlich verschrieen. Doch ist dieses Nr- teil nur teilweise für das sächsische Obereichsfeld richtig, weil dort auf dem lockeren Kalkboden das Regenwaffer gleich tief einsickert und die oberen Bodenschichten sehr trocken und unfruchtbar sind. Das Hannover- fche Eichsfeld ist von der Natur kaum fchlechter bedacht als die umlie- genden Gegenden. Der Grund dafür, daß auch die Bewohner unseres Eichsfeldes arm sind, liegt darin, daß dort auf einem qkm fast doppelt fo viele Menschen wohnen, als im Durchschnitt sonst in der Provinz; dazu verteilte von altersher jeder Bauer seinen Besitz gleichmäßig unter alle seine Kinder. Da die Felder aber von ungleicher Güte wareu, so mußte jedes Kiud von jedem Feldstück seinen Teil erhalten, und die Landstücke sind allmählich sehr schmal und klein geworden; eine große Fläche liegt auch brach da in Furchen und Rainen. Dadurch sind bei den vielen Kindern in den Familien bei den Teilungen durch drei, vier und mehr Geschlechter hindurch die Felder des Einzelnen so klein geworden, daß sich keine Familie mehr daraus ernähren kann. So treffen wir im Sommer die Männer des Eichsfeldes als Maurer, Zimmerleute, Musiker, Wollkämmer und Hausierer überall im Lande, und die Frauen und Mädchen ziehen in Scharen nach den großen Gütern des Flachlandes, um sich ebenfalls als Feldarbeiterinnen Geld für den Winter zu ver-

5. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 13

1910 - Hannover : Helwing
— 13 - größeren Flüssen zu. Diese Täler, meist von dem schönsten Buchenwalde eingefaßt, von guten Wegen durchzogen, oft ganz eng, bisweilen aber auch Raum zu langgestreckten Dörfern lassend, sind landschaftlich das Schönste, was der Solling bietet. Sie erinnern mit ihren oft gewaltig sich erhebenden bewaldeten Abhängen, den prächtigen Waldwiesen an silberklaren Berggewässern und der oft in überraschender Weise dem Wanderer entgegentretenden Jndustrietätigkeit au manche viel besuchte Täler des Harzes. (Meyer, Provinz Hannover.) Ä. Das Bergland der mittleren Leine. a) Buntsandsteinzüge. Das Bergland der mittleren Leine zeigt ein Landschaftsbild von überraschendem Wechsel von hoch und tief und ebenso von reichster Verschiedenheit der Gesteine. Aber man kann doch deutlich 2 Gruppen von Berg- zügen darin unterscheiden, die aus verschieden alten Gesteinen auf- gebaut siud und darum auch ver- schiedenes Aussehen zeigen. Den Grundstock des ganzen Gebietes bilden die Bergzüge ans Bunt- sandstein, deren höchste Höhen meist mit Muschelkalk überdeckt sind. Diese aus Buntsandstein anfgebautenhöhenzüge durchziehen das ganze Gebiet; sie haben zu- sammen das Aussehen einer Hand mit drei gespreizten Fingern. (Siehe Zeichnung.) Auf derhaud- fläche, die das Land von Herzberg a. H. bis zur Leiue und bis Gan- dersheim deckt, liegen als bekann- teste Höhen die Staufenburg bei Gittelde und der D ü n e n b e r g nahe bei Northeim. Der westliche der gespreizten Fingerbeginnt am linken Leinenser bei Salzderhelden; er hat die drei Glieder Hube, Elsaß, Vogler, von denen letzterer schon die Weser berührt. Den mittleren Finger hat die Leine oberhalb Alfeld durchsägt; sein Endglied ist der Külf, der bei Elze endigt. Der östliche Finger ist schars nach Norden umgebogen; er heißt der Heber. Vor ihm liegt der breite Hildes- heim er Wald. Fast ohne Ausnahme sind alle genannten Buntsand- steinzüge mit prachtvollen Fichtenwäldern überzogen, die aber da, wo der lose Muschelkalk sich über den Sandstein legt, von buschigem Laub- walde oder dürrer Schasweide abgelöst werden."

6. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 15

1910 - Hannover : Helwing
— 15 — gelagert sind. Vor dessen: Südostende, nur durch einen schmalen Spalt bei Springe getrennt, liegt der Saupark, das kaiserliche Jagdrevier, und weiterhin der Osterwald. Vor dem Nordwestende des Deisters, aber 15 Km abgerückt, tresseu wir aus die bekaunten Reh burger Berge am Stemhnder Meere, die auch aus Deistersandstein und Kohleneinlagen bestehen. Auch die Weserkette hat, wie der Süntel den Deister, ebensalls einen bedeutenden Bergzug hinter sich, die kohlenreichen Bückeberge. Aber diese sind nicht durch eine größere Talmulde abgegliedert, sondern sie treten in der Nähe der höchsten Höhen der Weserkette, der Luhdeuer Klippen, unmittelbar mit ihrem Westende an diesem Bergzug heran. Die von der Weser durchbrochene Weserkette setzt sich jenfeit der Weser sort in dem Wiehengebirge. Die einfache Kette desselben beginnt mit dem Wittekindsberge, ans welchem das Denkmal Wilhelms I. steht; sie verbreitert sich allmählich-und wird-schließlich in der Nähe von Osnabrück zu einer mehr als 10 km breiten, lieblichen Hngellandschast, die sich bei Bramsche in der Ebene verliert. Parallel mit dem Wiehengebirge streicht der Teutoburger Wald. Mit diesem Namen wird gewöhnlich die lang gedehnte Bergkette von der Diemel bis an die Ems bei Rheine bezeichnet, die jedoch in ihren ein- zelnen Teilen verschiedene besondere Namen führt. Das Gebirge beginnt niit der Egge, dem steilen Rande der Paderborner Hochebene. In der Nähe des Lippeschen Städtchens Horn ragen die mit religiösen Bildwerken geschmückten Externsteine ans. Hier wendet sich der Zug nach Nw. und heißt bis zur Döhrenschlucht, einer Berglücke westlich von Detmold, Lippescher Wald, von da ab bis zur Schlucht bei Bielefeld Osning. Auf dieser Strecke erhebt sich südlich vou Detmold die Grotenbnrg (d. i. großer Berg), auf deren waldgekröntem Gipfel das Hermannsdenkmal errichtet ist, da die Sage den Ort der Hermanns- schlacht (9 n. Chr.) hierher verlegt; es ist ein turmartiger Bau mit dem 13 m hohen Standbilde Armins. Bon der Bielefelder Schlucht an heißt das Gebirge gewöhnlich Teutoburger Wald, beim Volke hat diese Strecke keinen gemeinsamen Namen. Nach dem Eintritt in die Provinz Hannover erreicht der Teutoburger Wald in dem Dörenberg (in den Jburger Bergen gelegen) eine Höhe von 330 m und endet im Westfälischen mit dem scharf in die Ebene vorspringenden Huxberge, Gewässer und Zlnfiedlnngen. Zwei große Talwege durchziehen vom Süden bis zur norddeutschen Ebeue das vielgestaltige Bergland, die Flußtäler der Weser und der Leine; zu dieseu hin öffnen sich die bedeutendsten Nebentäler des gesamten Gebietes. In diesen Talmulden liegen auch mit wenigen Ausnahmen die bedeutenderen Städte, die darum bei der Betrachtung der Flnßlänse von Weser und Leine auch gleich ihre Würdigung finden mögen. Die Leine. Tie Leine entspringt bei dem Dorse Leineselde im sächsischen Eichs- selde; sie wendet stch zunächst nach Südwesten, wendet dann aber am Rnsteberge bei Ahrenshausen, bei ihrem Eintritte in unser Land, schars nach Norden um und behält diese Lausrichtung bei bis zu ihrer Mündung

7. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 18

1910 - Hannover : Helwing
— 18 — die Innerste vom nordwestlichen Harzrande hinab. Die zahlreichen Erz- Hütten, die ihre Abwässer in den Fluß leiten, geben dadurch dem Wasser eine schmutzig graue Farbe und machen es sür Menschen und Tiere am Harzsnße ungenießbar. Wo bei Überschemmungen sich der seine Poch- sand des Flusses über Wiesen und Felder legt, werden diese unfruchtbar. Daher zieht sich an den Jnnerstensern nahe dem Gebirge ein breiter öder Landsaum hin. Von Langelsheim ab, wo der Fluß aus dem Harze tritt, wendet er sich scharf nach Nordwesten um und behält diese Richtung bis zur Mündung bei. Von rechts her empfängt die Innerste zwei Nebenflüsse, die Neile und Nette. Die kleine Neile sah in ihrer Talmulde die Schlacht bei Lutter am Barenberge, in welcher 1627 der Dänenkönig Christian Iv. von dem katholischen Feldherrn Tillr> geschlagen wurde. Die größere Nette bildet bei Bockenem nahe ihrer Mündnng eine fast meilenbreite Talfläche, die unter dem Namen Ambergau als eine der fruchtbarsten Gegenden Südhannovers bekannt ist. Marktplatz zu Hildesheim, Die letzte bedeutendere Höhe der Junerstebergzüge trifft man bei Hildesheim, es ist der Galgenberg. Von da ab stießt die Innerste noch 3 Stunden in einem Wiesengürtel ihrer Mündung bei Sarstedt zu. Diese alte und wohlhabende Ackerbaustadt (4200 Einw.) ist in den beiden letzten Jahrzehnten schnell emporgeblüht durch mancherlei Fabrikbetriebe, von denen die Voßschen Kochherdwerke Weltruf erworbeu haben. Von gleicher Fruchtbarkeit ist der breite Landsaum, der sich deu Jnnerstebergeu. nach Norden vorlagert. Er zieht sich ganz an der Grenzlinie dieses Hügellandes hin bis nach Hannover.

8. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 2

1910 - Hannover : Helwing
Erster Abschnitt. Dir Landschaften der Provinz Hannover. I. Der Harz. 1. Gliederung und Aussehen des Gebirges. Gliederung. Harz heißt Waldland. Dieser alte Name ist noch heute richtig; denn die stolzen Harzberge sind überall dicht bewaldet. Im Nw., N. und O. tritt das Gebirge wie eine gewaltige Bergmauer auf, dagegen ist der Anstieg von So. bis nach W. hin sanfter. Auch sind dort Vorhöheu vorgelagert, die den Eindruck der Gebirgsmasfe ab- schwachem Doch ist der Harz eigentlich eine einzige mächtige Erdscholle, die aus der Umgebung ausragt. Die Oberfläche dieser Scholle ist durch- furcht von vielen Tälern, zwischen denen dann die Höhen und Berge noch hervortreten. Die mittlere Höhe der Erdscholle ist 442 m, und die höchste Erhebung auf derselben, der Brocken, steigt zu 1141 m Höhe auf. Die Grundfläche des ganzen Gebirges hat etwa die Form einer Gartenbohne. Das Gebirge erstreckt sich in einer Länge von etwa 100 km von Nw. nach So. bei einer durchschnittlichen Breite von 30 km. Eine Linie von Seesen über Goslar, Harzburg, Wernigerode, Thale, Hettstädt, Mansseld, Walkenried, Herzberg und Osterode würde die genauere Umgrenzung der Harzerhebung ergeben. Das nordwestliche Stück des Harzes nennt man den Oberharz, das südöstliche den Unterharz; eine Linie von Wernigerode am Brocken vorbei uach Bad Sachsa trennt beide Gebiete voneinander. Auf der Fläche des Ober- Harzes (650 m Durchschnittshöhe), der den Unterharz (490 m Durch- schnittshöhe) beträchtlich überragt, gliedern sich deutlich drei Stücke gegeu- eiuander ab, nämlich das Brockengebiet, die Klan st Haler Hochebene und das St. Andreasberger Dreieck. Aussehen. Das Brocken gebiet besteht aus einer 2 Stunden breiten, 810 m hohen Ebene, die sich in ihrer Mitte noch fast 60 m hebt und rings von Bergen umgeben ist. Diese Hochfläche heißt das Brockenfeld. Im Westen umsäumt es der einzige Bergzug des Harzes, der breitrückige Acker-Bruchberg. Im Süden ragt unter den Randbergen als höchster der Wurmberg, 970 m hoch, auf. Die Nordostecke nimmt der Brocken selbst ein. Wie Kopf und Schultern eines Riesen taucht seine Bergmasse aus dem Brockenfelde auf. Die eigentliche Brockenkuppe ragt als kahler Kopf etwa 100 in über seine beideu Schultern, Königsberg und Heinrichshöhe, hervor. Die waldlose Brockenkuppe ist übersäet mit riesigen grauen Granitsteinen, deren Namen wie Teuselskauzel, Hexenwaschbecken usw. daran

9. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 4

1910 - Hannover : Helwing
— 4 — trockenen Plätzen finden wir dichtgedrängte Büschel von Heidel- und Moosbeeren, stets von dunkelgrünem Moos umgeben. Um riesige Granitblöcke, die über das ganze Brockenfeld verstreut liegen, rankt der Brombeerstrauch. Einige dieser Blöcke ragen über den Hochwald empor; es sind das die Hopfensäcke und das Magdbette. Die tiefste Senke des Feldes nimmt ein lieblicher Waldsee von 22 ha Größe ein; das ist der künstlich aufgestaute Oderteich. Das zweite Stück des Oberharzes, die Klaus thaler Hochebene, macht mit seinen weiten Wiesenflächen eigentlich gar nicht den Eindruck einer rechten Berglandschast. Erst wenn man von ihren Randhöhen hinab in das Vorland blickt oder sich die Pflanzenwelt dort oben genauer ausieht, merkt man den Ge- birgscharakter. Die Hochfläche, deren mittlere Höhe 580 m beträgt, senkt sich von Norden nach Süden, und mit ihr sinkt in derselben Richtung die Höhe ihrer Randberge. So kommt es, daß die Knckholzklippe im S. mit 568 m Höhe fast ebensosehr über die Fläche hervortritt, wie die 762 m hohe Schalke im Norden. Deutlicher und schärfer runden sich in dem zerklüfteten Andreasberger Dreieck die Randhöhen aus dem faltigem Gelände heraus; es sind das die prächtigen Bergkegel Ravenskopf (650 m) und Knollen (625 m) und der breite Rücken des Stöberhai (704 m), die alle drei ihrer prächtigen Aussichten wegen berühmt sind. An das Andreasberger Dreieck legt sich der liebliche Unterharz an, ohne daß hier eine rechte Scheidung zu entdecken wäre. Der Oberharz zählt mit Aus- nähme des Brockens zu uuserer Provinz; vom Unterharz dagegen besitzen wir nur die kleine Grafschaft Hohnstein, während das übrige Gebiet zu Braunschweig, Sachsen und Anhalt gehört. Die Oberharzhöhen sind vorherrschend mit dnnklem Nadelwalde bestanden, der mit Wiesenmatten abwechselt; die wellige Oberfläche des Unterharzes ist vorwiegend mit lichtem Laubholz bewachsen. Hundertjährige Eichen wölben sich hier zum luftigen Dome, und die schlanken Bnchen bilden endlose Schattengäuge. An den Höhen streckt sich das Ackerland hinanf; Obst- gärten umgeben die Dörfer, wenn mich später als in der Ebene ihre Früchte spendend. Die beiden bekanntesten, wenn auch nicht die höchsten Berge im Unter- harze siud der Ramberg (Viktorshöhe 595 m) bei Gernrode und der Auerberg (Josephshöhe 599 m) bei Stolberg. Ä. Gewässer und Klima des Harzes. Gewässer. Der Harz ist sehr wasserreich. Strahlenförmig rinnen nach allen Seiten die Gewässer herab. Besonders muß das Brocken- gebiet mit den mächtigen Torffchichten als ein Wasserbehälter angesehen werden. Am Brocken selbst entspringt die Ilse und weiter die Hol- temme. Dem Brockenfelde entströmen die Kalte Bode, die Oder und Sieber, die Radau und Ecker. Von dem langen Rücken des Acker-Bruchberges fließen die Söfe und Oker hinab. Die Innerste entwässert die Klausthaler Hochebene, und im Unterharz nehmen Selke, Wipp er und Helme ihren Ursprung. Die Oker (Klippenfluß) eilt zur Aller. Wunderbar gestaltete Felsgebilde liegen in ihrem Bette; ihr Tal ist überhaupt von majestätischer Schönheit. Der Nebenfluß der Oker, die rauschende Ilse, hat unter allen Harzflüssen das stärkste Gefälle; großartig ist das Felsental bei Jlsenbnrg, durch welches sie sich vor alters Bahn gebrochen hat; seine Pfeiler bilden der steil anfragende Koloß des Jlsensteines und die Granittrümmer des gegenüberliegenden Westerberges. Die

10. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 8

1910 - Hannover : Helwing
Der Bewohner des Harzes ist kräftig, mutig und tapfer, gesund und frifch wie die Natur feiner Heimat. Sein gewöhnlicher Gruß ist: „Glück auf!" Der beständige Kampf, den er mit der ihn umgehenden Natur führt, schärft seine Sinne und gibt ihm Geistesgegenwart und Entschlossenheit. Die reine, stärkende Bergluft kräftigt seine Brust, so daß er, der gleich allen Bergbewohnern Musik und Gesang liebt, sich dieser Neiguug uach Herzenslust hingeben kann. Die Fröh- lichkeit und Ausgelassenheit, deren der Harzer fähig ist, zeigt sich, wenn er an Sonn- und Festtagen, den Staub und die Last der Wochenarbeit abschüttelnd, zu seineu Festen eilt. Unermüdlichere und übermütigere Tänzer als auf den Festen im Harze sucht man vergebens. Stählt die Arbeit des Berg- und Hüttenmanns auf der einen Seite den Körper, so untergräbt sie ans der anderen Seite nicht selten die Gesundheit. Die Bergleute leiden infolge langjähriger Einatmung der sauerstoffarmen Luft der Gruben an der Bergsucht, die sich besonders in Atmnngs- beschwerden zeigt; die Silberhüttenleute werden oft von der sogen. Hüttenkatze (Bleikrankheit) geqnält, einer eigentümlichen Krankheit, die den Körper durch Ab- zehrung oder Lähmung zu Grunde richtet. Dieses und die fast täglichen Gefahren, die den Bergmann umgeben, vermischen jene Fröhlichkeit mit einem ernsten, religiösen Sinn. Au deu Harzhöheu hat sich eine recht bunte Bevölkerung zusammen- gefunden. Niedersachsen, Thüringer, auch Franken, selbst slavische Volksreste sind noch in den Bewohnern der Randtäler kenntlich. Dazu sind dann zu Luthers Zeiteu die bergbaukundigen Obersachsen gekommen, die noch heute die harzische Bergbanbevölkerung ausmachen. Ihre ober- sächsische Mundart haben sie treu bewahrt; wie folgendes Gedicht beweist: Schlechter Mai. Nun aber, Mosjö Mai, so schlecht Kommt er uicht ebeu vielen recht. Er nimmt den Winter schön anss Korn! Er treibt's ja ärger als der Horuung. Die armen Blümlein, ganz erschreckt, Die halten sich im Gras versteckt. Warum? das laß er sich nur sagen: Er kommt ja wie der Wauwau an. Man soll ihn loben? Den Teufel auch! Die Berge weiß, der Himmel gran, Eine Kälte, ein Wetter, lästerlich, — Ist das eine Ordnung? schäm' er sich! Ja schämen! Scheltet ihn, schimpft ihn aus; Er macht sich eben so viel draus! Er macht's nicht, wie man sich's bestellt. Man muß ihu nehmen, wie er fällt. Städte. Seit dem frühen Mittelalter führte der Kaiserweg durch das Gebirge, zu dem man von Goslar und vou Harzburg in den Harz stieg. Er zog über die Hochebene von Klansthal, an der Südseite des Brockens vorbei aus die Psalz Elbingerode zu und von dort weiter nach Schlachter Mä. Na oder, Mufche Mä, fu fchlacht Kimm! har net ahm vielen rächt. Har nimmt im Winter fchieu ofs Korn'! Har treibts ju ärger wie dr Horn. Die arm Bliemla, ganz verschreckt, Die halten sich in Gros verschteckt. Worim? dos losser er sich mant saan: Har kummt jn wie dr Wauwau ahn. Mersollne lohm? Dan Teisel ah! De Barge weiß, dr Himmel gra, Ne Kelt, ä Watter, lasterlich, — Ist dos ne Ordnung? schamer sich! Ja schama! Schalttne, ehrtne aus; Har macht sich ahm su viel draus! Har machts net, wiemer sichs beschtellt, Mermußne uamme, wiere seilt.
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TM Hauptwörter (200)200

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